Herzog Blaubarts Burg

Oper von
Béla Bartók

Inszenierung / Bühne
Philipp J. Neumann

Oper Leipzig

Musikalische Leitung: Christoph Gedschold / Kostüme: Karoline Schreiber / Mit: Tuomas Pursio, Karin Lovelius, Máté Gál / Gewandhausorchester 

Fotos: Tom Schulze

Dies ist also Blaubarts Feste! Keine Fenster? Keine Erker? Nimmer leuchtet Sonnenschein? Immer eisig, ewig dunkel?
Als düstere, uneinnehmbare Burg erscheint Blaubarts verschattete Seelenwelt, die seine Braut Judith mit ihrer Liebe erwärmen und mit Licht durchfluten will. Doch sein Innerstes verbirgt sich hinter sieben geheimnisvollen Türen.
Ebenso hingebungsvoll wie fordernd trotzt Judith ihrem Mann die Schlüssel zu den verborgensten Winkeln seiner Seelenräume ab. Je tiefer sie in sein Unterbewusstsein eindringt, desto grausamer und überwältigender werden ihre Entdeckungen. Hinter der letzten Tür schließlich findet sie Blaubarts frühere Frauen, verklärt zu Morgenröte, Mittagssonne und Abenddämmerung. Judith muss sich ihnen als Dunkelheit der Nacht anschließen und besiegelt damit die Finsternis in Blaubarts Burg: »Nacht bleibt es nun ewig.«
In einem Doppelabend wird Bartoks 1911 entstandene einzige Oper Leoncavallos »Pagliacci« gegenübergestellt, jener tragischen Geschichte des alternden Schauspielers Canio, der von seiner jungen Frau Nedda betrogen wird – sowohl auf dem Theater als auch hinter den Kulissen. Es beginnt ein gefährliches Ineinander von Spiel und Realität, das auf offener Bühne seinen tödlichen Ausgang nimmt. Erlösung finden weder Canio noch Blaubart: Die Kluft zwischen den Geschlechtern bleibt unüberbrückbar, Einsamkeit ihr Schicksal.

„unglaublich ergreifender Abend, fast erschütternd“
„Zweipersonenstück, das auf die Personen- und Lichtführung konzentriert war“
„Die Inszenierung war sehr schlüssig […], weil es die Konzentration auf das Wesentliche war: Auf die beiden Personen und auf diese irre, spannende Emotion, die zwischen den beiden herrscht.“

Ulla Zierau, SWR 2 Magazin cluster, Audio-Podcast, April 2018

„Aus der fast mythischen Nebelszenerie pellt sich im Öffnen von Blaubarts Seelentüren immer mehr die Kulisse als Pose heraus, bis Judith herausfindet, dass hinter der aufgeführten Harscheit genau die Zukunft lauert, der sie entgehen wollte: Blaubarts noch lebendige Frauen mit Kindern und den obligaten Waschmaschinen. Eine sehr lakonische Sicht auf das Werk, die ich interessant finde, jedoch durch ein etwas unentschiedenes Ende um die Wirkung gebracht wird.“

Martin Freitag, Das Opernmagazin, April 2018

„Herzog Blaubarts Burg“ wird vom Leipziger Multitalent Philipp J. Neumann auf die Bühne gebracht. Er erzählt kein Märchen, sondern wickelt ohne viel Schnickschnack eine Frau-Mann-Beziehung ab. Damit konzentriert er sich auf den psychologischen Aspekt des Melodrams.“

Moritz Jähnig, Kunst und Technik, April 2018

„Im Bühnenbild von Philipp J. Neumann zeichnet sich von den sieben an der Decke verborgenen Ventilatoren im Lichtkegel ein rotierendes Schattenspiel auf dem Boden ab. Dieser Stroboskopeffekt erinnert an die Wirkung großer Windräder in der tiefen Abendsonne. Schlichte Mittel entfalten große Wirkungen.“

Sebastian Hennig, Junge Freiheit, April 2018